Schau mal... da ist er wieder... sagte Ulli zur Britta und
deutete mit einer bedächtigen Kopfbewegung zum Nachbartisch gegenüber, Britta
folgte ihrem Blick... und tatsächlich... es war der sympathische Unbekannte, den
sie seit ein Paar Wochen immer wieder hier, in ihrer Stammkneipe sah. Meine
Güte, sah er heute wider gut aus! So eine tolle Ausstrahlung... ihm müssen doch
die Frauen in Scharen hinterher laufen... Britta hat keine Ahnung, ob sie wohl
auch eine Chance bei ihm hätte...? Je öfter sie ihn hier sah umso mehr gefiel
er ihr. Aber ihn mal ansprechen...? Niemals... das würde sie sich nicht trauen.
Wer bekommt schon gerne eine Abfuhr? Nein, danke, lieber nicht.
Einige Male hatten sie sogar schon Blickkontakt. Seine Augen
leuchteten jedes Mal, während er Britta kurz zulächelte. Tja, aber mehr auch
nicht. LEIDER. Am liebsten würde Britta ihn anmachen. Aber sie kann das nicht.
Sie ist nicht so cool drauf, sie weiß, sie würde sich schrecklich blamieren. Wieso
macht er nicht den ersten Schritt? – dachte Britta frustriert. Er muss doch
auch bemerkt haben, dass sie ihm gegenüber nicht abgeneigt wäre. Sie hat ihm
doch schon so oft ihr schönstes Lächeln geschenkt. Reicht das nicht? Britta
wünschte, sie könnte den Unbekannten hypnotisieren und ihm mehr Mut
suggerieren. Allerdings sollte sie aufpassen, dass nicht sie selbst diejenige
sein würde, die seiner Hypnose erliegt, wenn es so weitergeht.
Na ja, wie auch immer... kommt Zeit, kommt Rat – hat ihre
Großmutter immer gesagt. Na toll! Jetzt kommt auch noch die Oma ins Spiel! Sie
muss aus ihrer Gedankenwelt ganz schnell verschwinden. Sie passt so gar
nicht in dieses Ambiente... und
überhaupt! Mensch Britta, jetzt reiß dich
am Riemen! Der fesche Unbekannte scheint sich mit dem Barkeeper recht gut
zu verstehen...! Schön für ihn! Wer weiß, vielleicht ist er auch schwul. Na ja,
jeder wie er glaubt...passt eh alles... jawohl... alles bestens...!
<Du bist aber nicht sehr gesprächig heute> sagte Ulli
plötzlich.
<Alles OK bei dir, Britta? Oder sollte ich mir Sorgen
machen?>
<Nein, nein... alles klar... es ist nur... ach, ich weiß
selbst nicht so genau... irgendwie ödet mich alles so an... ich bin so
energielos...> raunt Britta ihrer Freundin zu.
<Ach wenn nur das ist, dann habe ich eine gute Nachricht
für dich! Es ist nichts Schlimmes, dir fehlt nichts. Oh doch! Das Einzige, was
dir fehlt, ist ein netter Kerl, der sich in dich verliebt! Na, was sagst du zu
meiner Diagnose?> Ulli schaut Britta schmunzelnd an, so dass schließlich
auch Britta grinsen muss.
<Habe ich vielleicht einen Stempelabdruck auf meiner
Stirn, oder wie hast du mich bloß so gut durchschaut, du Hexe!>
Irgendwann brachen die zwei Freundinnen auf um nach Hause zu
gehen. Schließlich erwartete beide ein stressiger Arbeitstag in einigen
Stunden. Britte hatte sich vor zwei Jahren mit einem kleinen Versicherungsbüro
selbständig gemacht, Ulli arbeitete in einer Hausverwaltung. Die beiden waren
früher Arbeitskolleginnen, bis Britta sich zu dem Schritt – ihr eigener Herr zu
werden – entschieden hatte. Für das Versicherungswesen hat sich Britta immer
schon interessiert, zumal sie auch in der Hausverwaltung öfters mit
Versicherungen zu tun hatte. So kam ihr die Idee der Gründung des eigenen
Versicherungsbüros. Um ihre Pläne in die
Tat umzusetzen benötigte sie allerdings noch einige Kurse und Fortbildungen.
Motiviert meldete sie sich bei relevanten Seminaren und Schulungen an. Durch
die Hausverwaltung hatte sie zu vielen Kunden einen guten Draht – ihr Engagement
und ihre Zuverlässigkeit wurden immer sehr geschätzt. So konnte Britta mit
Recht auf gute Weiterempfehlungen durch diese
Kunden hoffen. Auch kannte sie einige Vermieter durch ihre Arbeit, die entweder
selbst Büroräume vermietet hatten oder andere Besitzer diesbezüglich kannten.
Die Basis war also geschaffen, Britta brauchte nur mehr ihr Fachwissen zu
vertiefen um ihr eigenes Büro zu eröffnen.
Wenn sie sich heute zurückerinnert, kann sie es selbst kaum
fassen, wie schnell die Zeit des Lernens und sonstiger Vorbereitungen verging.
Seit zwei Jahren ist sie nun als Selbständige tätig und bis jetzt hat sie
diesen (mutigen?) Schritt nicht bereut. Es war schon damals, als sie mit der
Abitur fertig war, ihr Traum, eines Tages in einem eigenen Büro zu arbeiten.
Für die jahrelange Mitarbeit in der Hausverwaltung war sie sehr dankbar, denn
sie konnte viele Erfahrungen sammeln. Sie wusste, was sie konnte und sie
glaubte ganz fest daran, dass sie eines Tages ihr Vorhaben verwirklichen kann.
Als sie ihren Job kündigte, bekam sie von jeder Seite Hilfe angeboten. Von
ihren Arbeitskollegen, von ihrem Chef und von einigen Kunden, die von ihren
Plänen Bescheid wussten. All dies hat Britta noch mehr in ihrer Zuversicht
gestärkt – sie hatte ein gutes (Bauch)gefühl. Ihr kleines Büro bekam sie durch
eines ihrer ehemaligen Kunden vermittelt. Im Haus, wo sie ihre Wohnung hatte,
kannte sie einen Nachbar, der einen Kleintransporter besaß – er half ihr bei
dem Möbeltransport und beim Einrichten des Büros. So kam es dass Britta nach
relativ kurzer Zeit mit ihrer Tätigkeit als selbständige Versicherungskauffrau
beginnen konnte.
Mit Ulli, ihrer ehemaligen Arbeitskollegin blieb sie
natürlich weiterhin in Kontakt – sie wurde Brittas beste Freundin. Sie
verstanden sich sehr gut, sie lagen auf derselben Wellenlänge – nicht nur
damals in der Hausverwaltung. Ulli bewunderte Britta insgeheim, weil sie eine
starke Persönlichkeit und Durchsetzungsvermögen besaß. Davon hatte sie wiederum
zu wenig. So oft es ging, trafen sich die beiden um sich über aktuelle
Ereignisse sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Bereich auszutauschen.
Sie gingen immer wieder gerne in ihre Stammkneipe, wo sie von deren Besitzer
jedes Mal warmherzig begrüßt wurden. Er nahm sich auch immer Zeit, mit Britta
und Ulli kurz zu plaudern.
So wie auch an dem Abend, als Ulli den feschen Unbekannten –
der Britta so gut gefiel – wieder einmal an der Bar entdeckte. Sie hatte Britta
auch angeboten, den Kneipenbesitzer mal zu fragen, ob er ihn vielleicht kennen
würde.
<Schlag´dir das ja aus dem Kopf, Ulli! – ich will das
nicht!> wehrte Britta ab.
<Auf keinen Fall möchte ich mich vor dem Besitzer
lächerlich machen, hörst du? Man kann sowieso nichts erzwingen – es wird schon
kommen was kommen muss – oder auch nicht. Lass es bleiben... und wehe dir, wenn
du hinter meinem Rücken etwas ausheckst...!> antwortete Britta energisch.
<Keine Angst, ich werde schon nichts unternehmen... es
war bloß ein Vorschlag, nicht mehr und nicht weniger> meinte Ulli.
Als sie das geklärt hatten, brachen die beiden auf. Der
sympathische Fremde saß noch immer an der Bar – er schien in seinen Gedanken versunken
zu sein. Britta hoffte insgeheim, dass er merken würde, dass sie gehen wollen
und dass er ihnen nachginge. Aber nein... LEIDER. Nachdem Britta noch versucht
hatte mit Ulli direkt vor der Kneipe ein kurzes Gespräch zu führen – um dem
Unbekannten noch eine letzte Chance zu geben – musste sie schließlich einsehen,
dass ihr Wunsch wohl nicht so schnell in Erfüllung gehen würde. Vielleicht war
er in Wirklichkeit genauso schüchtern wie sie selbst und hatte auch Bedenken
von ihr einen Korb zu bekommen. Na ja, wie auch immer – vielleicht sollte es
einfach nicht sein, weil etwas Besseres auf sie wartet.
Aber der fesche Unbekannte ging Britta nicht mehr aus dem
Kopf. Sie musste jeden Tag an ihn denken. Sie war jedes Mal nervös und
aufgeregt, wenn sie mit Ulli in der Stammkneipe verabredet war. Und jedes Mal
war sie enttäuscht, wenn der Fremde nicht an der Bar saß. Na ja, das Leben geht
weiter – auch ohne ihn, dachte Britta bei sich. LEIDER.
Gute vier Wochen später hatte sie einen Termin bei einem
Kunden, der seine Lebensversicherung modifizieren wollte und auch noch an dem
Abschluss einer privaten Krankenversicherung interessiert war. Britta bereitete
sich sorgfältig auf das Gespräch vor, sie stellte alle relevanten Unterlagen
zusammen. So war sie für alle eventuellen Fragen gut gewappnet. Im Geiste sah
sie die Unterschrift des Kunden bereits auf den ausgedruckten Verträgen, die
sie natürlich auch dabei haben würde, falls der Kunde sich gleich entscheiden
sollte. Dynamisch und Erfolgsbewusst verließ Britta ihr Büro rechtzeitig um ja
pünktlich zu sein. Bei dem Verkehr durch die Altstadt weiß man nie so genau,
wie lange man im Stau stehen muss. Geschafft! Jetzt braucht sie nur noch einen
Parkplatz – ach, da vorne ist doch ein Parkhaus, freute sich Britta, als alles
so glatt ging. Der Kundentermin ist sehr viel versprechend gelaufen, sie wurde
gebeten in zwei Tagen wieder vorbeizukommen um die Verträge mit den
Unterschriften abzuholen. Na also – geht doch!
Euphorisch ging Britta ins Parkhaus wo sie ihr Auto stehen
ließ. Sie hatte irgendwie gar keine Lust nach Hause zu fahren. Sie wollte noch
etwas zu Feier des Tages unternehmen. Als erstes rief sie Ulli an, aber sie
konnte aus dem Büro noch nicht weg, sie hatte viel zu tun. Nachdem Ulli noch in
der Hausverwaltung fest saß, beschloss Britta kurzerhand in das große, am
Stadtrand gelegene Einkaufszentrum zu fahren um sich mal nach dem letzten
Schrei in den Schuhgeschäften Ausschau zu halten. Tja... Frauen und Schuhe...
sie hatte genug Schuhe daheim, aber
jedes Mal wurde sie schwach, wenn sie in den Schuhladen hineinging. Na ja, egal
– von Schuhen kann Frau sowieso nie genug haben. Punkt.
Kurze Zeit später befand sich Britta wieder auf einem
Parkplatz – allerdings auf dem Shopping
Center-Gelände. Es war alles ziemlich voll geparkt – haben heute Alle
Frühschluss, oder wie...? Ursprünglich hoffte sie auf nur ein halb volles
Einkaufszentrum mit einem entspannten Shoppingerlebnis. Britta seufzte kurz... sie
ließ sich von ihrem Vorhaben trotzdem nicht abhalten und ging hinein, nachdem
sie endlich einen Parkplatz ergatterte. Sie schlenderte los, ohne ein
besonderes Ziel zu haben und wünschte sich, dass auch ihre Freundin Ulli Zeit
gehabt hätte. Unterwegs gönnte sie sich einen Cappuccino – das gehört einfach dazu,
bevor Frau die Shoppingtour erschöpft fortsetzt. Hunderte Menschen gingen an
ihr vorbei, ohne, dass sie ein Bekanntes Gesicht entdeckt hätte. Tja... so ist
es eben in der Großstadt... aber
wegziehen – gar in ländliche Verhältnisse – nein, das konnte sich Britta bei
bestem Willen nicht vorstellen. Sie ist eben ein Stadtmensch. Punkt.
Nach zwei Stunden und drei Hochglanztüten später (zwei Paar
Schuhe und ein taubengrauer Hosenanzug – für ihre Kundentermine!) machte sich
Britta auf den Weg zum Parkplatz. Ojjeee.. das würde noch eine Weile dauern,
bis sie bei ihrem Auto ankommen würde, zumal sie sich am anderen Ende des
Einkaufszentrums befand, das aus einem riesigen Gebäudekomplex bestand. Nachdem
sie ihren Wagen wieder fand (!) fuhr sie langsam vom Parkplatz und fädelte sich
in den recht starken Abendverkehr ein. Sie war bereits wieder in der Altstadt –
da musste sie leider durch, es half nichts – wo es logischerweise um diese Zeit
Stop-and-Go-Verkehr herrschte – wie auch heute Abend. Das machte Britta nervös,
sie hoffte nur, dass die Person, die hinter ihr fuhr, genauso vorsichtig und
langsam wie sie unterwegs war, ohne sich ablenken zu lassen. Einen
Auffahrunfall konnte sie bestimmt nicht gebrauchen, jetzt gerade, wo sie von
ihrer Shoppingtour so müde geworden ist. Aber schön war es trotzdem – und die
neuen Schuhe... die sehen echt toll aus...!
Noch in den letzten Gedankenzügen betreffend ihre neuen
Schuhe hört Britta plötzlich ein fürchterliches Krachen. Oh Gott... nein, bitte
nicht... Ihr Fuß bleibt auf der Bremse buchstäblich kleben. Kurz darauf merkt
sie erst, dass ihrem Auto gar nichts passiert ist. Es hat vor ihr gekracht. Der
Wagen, der vor ihr fuhr, hatte den Auffahrunfall verursacht. Das hat ihr noch
gefehlt. Jetzt würde es noch länger dauern, bis sie aus diesem Stau rauskommt.
Die Straßen in der Altstadt waren viel zu eng, um vorbeifahren zu können.
Britta konnte nur hoffen, dass die „Zusammengekrachten“ die Sache schnell
klären und den Verkehr nicht all zu lange aufhalten würden. Die Ersten haben
auch schon begonnen zu hupen... na toll! Britta richtete ihren Blick
angestrengt nach vorne um die Sache zu beobachten. Fast gleichzeitig stiegen
zwei Männer aus den Autos, die in dem Unfall verwickelt waren um den Schaden zu
begutachten. Als sie sich zwischen den Stoßstangen hinunterbeugen leuchten die
Scheinwerfer in ihre Gesichter.
Ach neeeee.... das gibt´s doch nicht.... nicht wirklich... oder... stottert Britta in Gedanken.
Das ist doch .... der... das ist doch...
dieser... neee... das glaub ich jetzt nicht....
Britta verdreht ihren Kopf zum Seitenfenster als hätte sie ein
Gespenst gesehen. Sie zählt bis zehn, bevor sie wieder vorwärts blickt. Aber es
hat sich nichts verändert. Einer der Männer ist tatsächlich der sympathische
Unbekannte aus ihrer Stammkneipe! Na so ein Zufall aber auch! Und das er schon
wider so verdammt gut aussehen muss – die kurz geschnittenen Haare fallen ihm
in die Stirn, aber er macht trotz des Unfalls einen ruhigen Eindruck auf
Britta. Keine Spur vom Brüllen, Schimpfen oder Ähnlichem, wie es ja bei den
Herren der Schöpfung in solch einer Situation oftmals der Fall ist. Nein, er
bleibt cool. Britta hingegen scheint ziemlich nervös zu sein – sie weiß nicht,
was sie tun sollte. Jetzt wäre das Vöglein endlich wieder da... soll sie
tatenlos zusehen, wie es wieder davonfliegt...? Ja, aber was soll sie schon
groß unternehmen? Sie kann doch nicht einfach zu den beiden hingehen und
fragen, ob sie vielleicht eine Versicherung brauchen...? Hallo...? Meine liebe
Britta, du musst dir schon etwas Besseres einfallen lassen... und das nicht
erst in zwei Stunden... wenn es möglich ist – überlegt Britta konzentriert.
Ratta ratta ratta... aber nichts... keine Idee... keine
Eingebung... das Vöglein wird gleich davonfliegen und sie bleibt sitzen. Punkt.
Ach... so etwas Blödes aber auch... !! Sie ist einfach zu aufgeregt – es kann
ihr nichts einfallen. Logisch. Sie trommelt mit ihren Fingern wild auf dem
Lenkrad – nein, so wird das nichts. Gib auf. Vergiss es. Es sollte eben nicht
sein... verkrampft dreht Britte den Kopf wieder zur Seite um sich irgendwie
abzulenken. Sie ist so tief in Gedanken versunken, dass sie nicht mal mitbekommt,
als es auf der gegenüberliegenden Fensterseite ihres Autos klopft. Das Klopfen
wird lauter – plötzlich zuckt Britta zusammen – vor lauter Schreck. Sie blickt
zum anderen Seitenfenster... noch gut dass sie sitzt und sich noch immer am
Lenkrad festhält... sie wird von dem feschen Unbekannten angelächelt. Ach
neeee... das gibt´s nicht... was ist los...? Der Mann gestikuliert etwas wild –
er möchte andeuten, dass Britta das Fenster öffnen soll... ach so... ja, das
Fenster... ist schon gut...
<Guten Abend... entschuldigen Sie bitte die Störung,
hätten Sie vielleicht..... hätten Sie... ach.... Sie sind es...? Wir haben uns
doch schon mal... ja, genau... in dieser Kneipe in der Altstadt... wir haben
uns schon mal dort gesehen... oder...? > stottert auch der Unbekannte
plötzlich.
Sein blick bohrte sich in ihren Augen... Achtung!...
Hypnose!... Aufpassen, Britta...!! Die Welt steht plötzlich still, das Hupen
hat längst aufgehört... Stille... und ein magischer Augenblick...
<Sie wissen schon... Männer... Taschenlampe, Wagenheber,
Erste Hilfe Kasten, Reserverad... alles dabei, was die Welt nicht braucht...
nur kein Kugelschreiber...! Ich wollte Sie kurz fragen, ob Sie so freundlich
wären uns mit einem Kugelschreiber auszuhelfen damit wir unsere Daten
aufschreiben können – Sie wissen schon... für die Versicherung (ob das Britta
wüsste... ??!! Wer sonst, wenn nicht sie!). Ich bringe Ihnen den Stift ganz
bestimmt wieder zurück!> meinte der Unbekannte mit einem schelmischen
Lächeln.
Meine Güte... dieses Lächeln... und seine Stimme... Britta
zittern die Knie während sie hektisch in ihrer Handtasche herumkramt um den
Kugelschreiber endlich herauszufischen. Wenn er wüsste, was ich alles – was die
Welt nicht braucht – in meiner Handtasche herumtrage... na ja, lassen wir das
lieber...
Er bedankt sich kurz und schon ist er wieder weg – aber nur
ein Paar Schritte entfernt. Britta haftet ihren Blick fest auf ihn, sie
beobachtet jede seiner Bewegungen. Sie kann diesen so genannten Zufall noch
immer nicht fassen. Anderseits... es musste ja so kommen... so oft und intensiv,
wie sie in den letzten Wochen an ihn dachte... sie hatte ein Treffen mit ihm
richtig herbeigesehnt – ob zufällig oder nicht. Nur das Ergebnis zählt. Punkt.
Ein Paar Minuten später, stand er wieder vor dem
Wagenfenster um den Kugelschreiber zurückzugeben. Britta öffnete das Fenster
und als er ihr den Stift überreichte, streifte er ganz leicht Brittas Hand. Es
war wie ein Elektroschock! Meine Güte... wo wird das noch hinführen...
stotterte Britta in Gedanken.
<Vielen Dank für den Stift – und nachdem mein Wagen, dem
Himmel sei Dank, noch soweit fahrtüchtig geblieben ist, bleibt mir die Bitte
erspart, ob Sie mich bis zum nächsten Taxistand mitnehmen würden... Dafür habe
ich eine bessere Idee... hätten Sie Zeit mit mir irgendwo in der Nähe einen
Kaffee zu trinken? Als kleines Dankeschön – sozusagen. Ich würde Sie wirklich gerne
einladen. Ja, oder bekomme ich einen Korb...? Den habe ich nämlich jedes Mal in
dieser Kneipe befürchtet, als ich Sie ansprechen wollte... Sie waren mit Ihrer
Freundin – nehme ich an – so in ihrem Gespräch vertieft, da wäre es bestimmt
unangebracht gewesen zu stören. Aber jetzt, wie ich sehe, sind Sie alleine
unterwegs... >
Britta fiel der Groschen augenblicklich – es musste so
kommen, dass Ulli gerade heute keine Zeit für sie hatte... und auch, dass sie
ausgerechnet heute den erfolgreichen Kundentermin haben musste um sich
anschließend mit einer Shoppingtour zu belohnen. Denn wäre Sie nach dem Termin
gleich nach Hause gefahren, sie wäre nicht in den Stau geraten, sie hätte den
Auffahrunfall direkt vor ihrer Nase verpasst... aber lassen wir das... der Rest ist Geschichte....
Natürlich fuhren die beiden in Brittas Stammkneipe – sie
unterhielten sich über zwei Stunden miteinander und tauschten ihre Handynummer
aus. Ob sie heute noch zusammen sind, das steht vermutlich in dem Buch des
Himmels geschrieben. Was zählt ist, Britta wünschte sich sehnsüchtig den
feschen Unbekannten kennen zu lernen –– und ihr Wunsch ging auch in Erfüllung, wenn auch unter ganz anderen Umständen, die nicht mit ihren Plänen übereinstimmten.
Die Wunder des Lebens können so spannend sein...
Die Wunder des Lebens können so spannend sein...
Einer Frau ihren Herzenswunsch ausreden zu wollen, gleicht dem Versuch, den Niagarafall mit bloßen Händen zu stoppen.
(Bob Hope)
.
Copyright © Sunelly Sims
..
.
.
(Foto: digitalart)
..